Panini lässt grüssen – erste Krypto Marke (Crypto stamp) der schweizerischen Post

by Adrian Schaub
1,024 views

Seit 2004 hat sich die Zahl der inländischen Briefe in der Schweiz um rund 40% von 2.8 Mio auf 1.7 Mio reduziert (Zahlen aus den Jahresberichten der Eidg. Postkommission). Man hätte auf diesen Trend reagieren können, indem man die Anzahl Marken pro Jahr reduziert und die verbleibenden attraktiver gestaltet. Die Post (nicht nur) der Schweiz beschreitet jedoch den umgekehrten Weg und gibt Jahr für Jahr mehr Briefmarken heraus. Die Motivgestaltung scheint sich wenig an den Interessen des Bevölkerungsteils zu orientieren, welche traditionell Briefmarken zu Frankierungszwecken einsetzt (der arbeitstätigen Bevölkerung zwischen 20 und 65) sondern publiziert primär kinder- und seniorInnengerechte Motive wie Kinderzeichnungen, Baumaschinen, Bahnhöfe und Landschaftsbilder.

Statt attraktivere Marken für den täglichen Gebrauch zu produzieren werden zusätzlich – in Anlehnung an die Fussbalbildchenfirma Panini – reine Sammlerprodukte erstellt. Regionaler “Marktführer” in diesem zweifelhaften Segment ist die österreichische Post, welche seit 2004 Marken in besonderen Materialien (Swarovski Kristalle, Dirndl-stoff, Leder, Porzellan, Fussball”leder”) herausbringt (eine Übersicht hier). Die Werte von 3.75 respektive 6.30 Euro verdeutlichen, dass die Zielgruppe nicht die tägliche Briefpost ist.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass eine solche Publikationspraxis unter Philatelisten verpönt ist, weshalb Marken von Ländern, welche zu viele oder überteuerte Marken produzieren nicht in Ausstellungsexponaten verwendete werden sollten (siehe dazu den Artikel von Bengt Bengtsson in der Schweizerischen Briefmarkenzeitung SBZ 3/2001, 159 ff. – die entsprechende Länderliste findet sich auch hier. )

Ungeachtet dieser Überlegungen gibt die schweizerische Post am 25. November 2021 eine Krypto-Briefmarke heraus, deren Preis von 8.90 und der einmaligen Auflage von 175 000 Exemplaren sich wohl eher an den Bedürfnissen der Händler und Spekulanten orientiert als an denjenigen der Philatelisten oder gar der Personen, welche Marken zu profanen Frankierungszwecken verwenden.

Von der Ausstattung her ist die Marke vergleichbar mit derjenigen der Liechtensteiner Post, über die ich einem früheren Artikel berichtet hatte. Auf jeder Marke hat es einen einmaligen QR Code mit dem man die zu diesem Exemplar korrespondierende “digitale Marke” abrufen kann. Es existieren 13 verschieden Sujets, wovon einzelne häufiger (65’000 Exemplare) andere seltener (50 Exemplare) existieren sollen. In ihrem Werbevideo vergleicht die Post die neue Briefmarke mit Pokémon Karten, womit der Kreis zu den im Titel angesprochenen Panini-Bildchen geschlossen ist 🙂

Weitere Informationen inklusive Video auf der Webseite der schweizerischen Post hier

Auf dieser Seite findet ihr die 13 Motive einschliesslich der Höhe der entsprechenden Auflage

Nachtrag: Der Verkauf auf der Webseite der Post begann um 6 Uhr und war innert weniger Stunden ausverkauft. Der Verkaufspreis der Post betrug 8.90 CHF. Auf der Verkaufsplattform ricardo tauchte um 8 Uhr 30 das erste Angebot für CHF 899.- auf….

Nachtrag 2: am 30. November war über 1’000 Angebote auf ricardo, gemäss der Gratiszeitung 20 Minuten hatte eines den Startpreis von einer halben Million und einen sofort Kaufpreis von 2 Millionen (Artikel hier).

Related Posts