Schöne Marken – aber leider nicht für die treuen Abonnenten…

by Adrian Schaub
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Triggerwarnung: Nachstehender Beitrag ist die persönliche Meinung des Autors und weder die des Schweizerischen Philatelisten-Vereins noch dessen Vorstands. Er könnte die Gefühle von gierigen Markenhändlern sowie der Philatelie-Abteilung der Post verletzen.

Der Autor J. R. R. Tolkien prägte mit «Der Herr der Ringe» und «Der Hobbit» das Fantasy-Genre grundlegend. Aus Anlass seines 50. Todestags hat die schweizerische Post ein Set schöner Sondermarken vom bekannten Künstler John Howe gestalten lassen. Dies wäre an und für sich eine erfreuliche Botschaft, wenn nicht am Ende stehen würde “Die Sondermarken «J. R. R. Tolkien 1892–1973» sind nicht Teil des offiziellen Briefmarkenausgabeprogramms und sind nicht in den Abonnementen enthalten.”

Das Vorgehen der Post ist für mich nicht nachvollziehbar.

Nachdem Briefmarken im Alltag durch Stempelmaschinen und elektronische Kommunikation weitesgehendst verschwunden sind, könnte man davon ausgehen, dass nun die Philatelisten für die Post an Bedeutung gewonnen haben. Wer sonst soll die über 50 jährlichen Neuerscheinungen denn kaufen?

Über das Ärgernis, dass Philatelisten schöne Marken besser nicht zu Versandzwecken verwenden, weil sie in den Stempelmaschinen der Post zur Unkenntlichkeit verunstaltet werden, wurde schon genug geschrieben, weshalb ich dies nicht wiederholen mag (siehe dazu den NZZ Artikel hier).

In einer idealen Welt könnten die Philatelisten die Sondermarken an der Poststelle in ihrem Dorf oder Quartier kaufen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann man sich nicht darauf verlassen, dass eine Poststelle (von den Postagenturen ganz zu schweigen) sämtliche aktuelle Sondermarken vorrätig hat, auch nicht am Ausgabetag.

Wer eine vollständige Sammlung Schweizer Marken haben möchte, ist somit gut beraten ein Abonnement zu haben, damit er nicht von Pontius nach Pilatus laufen muss. Diese Taktik geht allerdings dann nicht mehr auf, wenn nun die Post nach eigenem Gutdünken und ohne nachvollziehbare Kriterien profane Sondermarken – wie etwa die oben genannten A Post Marken der Tolkien Serie – den Abonnenten nicht zu stellt.

Um Missverständnisse zu vermeiden: es gibt natürlich mittlerweile “Briefmarken”, welche zu recht nicht an die Abonnenten geschickt werden, da man über deren Sammelwürdigkeit in guten Treuen unterschiedlicher Auffassung sein kann.

Schon bei den ersten Kryptomarken habe ich mich in einem Beitrag skeptisch zur “Paninisierung” der Philatelie geäussert, insbesondere dem Konzept der künstlichen Verknappung einzelner Werte zu Spekulationszwecken. Es war mir schleierhaft, weshalb die Post die Interessen gewiefter Briefmarkenhändler über diejenigen des einfachen Sammlers setzte.

In der neusten Ausgabe setzt die Post nun noch einen obendrauf und verkauft die 9.- Franken Marken mit einem Zuschlag von sage und schreibe 990.- Im Gegensatz zu den Zuschlägen für Kriegshilfe, Unwetter oder Corona Marken schweigt sich die Seite des entsprechenden Artikels der Post jedoch über Sinn und Zweck des Zuschlags aus, was die Vermutung nährt, dass dieser direkt dem Profit der Post zugute kommt.

Man muss kein Misanthrop sein um Zweifel zu hegen, ob solche Produkte im Einklang mit den von der Post propagierten Werten stehen, deren Leitthema lautet “Kundenzentriert – mit Herz, Mut und Verstand: Wir eröffnen den Menschen und Unternehmen in der Schweiz neue Möglichkeiten durch innovative, zeitgemässe und relevante Leistungen.”

Die meisten Abonnenten werden dankbar sein, dass ihnen Solcherlei nicht im Rahmen ihres Abos untergejubelt wird.

Seit ein paar Jahren besteht die Möglichkeit Firmenbriefmarken bei der Post zu bestellen (Mindestauflage 10’000 Stück Details hier), Ein Beispiel ist etwa die obige der Gelaterie die Berna, welche jedoch systemwidrig auch durch die schweizerische Post verkauft wird.

Diese Firmenbriefmarken sind zwar frankaturgültig, unterscheiden sich jedoch von den richtigen Briefmarken durch die Länderbezeichnung “Schweiz Suisse Svizzera” anstelle von “Helvetia”. Analog zu den Webstamps ist aufgrund der privaten Natur der Erzeugnisse klar, dass diese nicht Gegenstand des offiziellen Abonnements sein können.

PS: Auch die Bernaba 2025 versucht ihr Glück mit einer Firmenbriefmarke:

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